Ein Rückblick auf den ersten TWAR x Komoot Women’s Weekender
Zusammen mit Komoot und dem Taunus Bikepacking lud The Women All Ride 25 FLINTA* zum ersten TWAR x Komoot Women’s Weekender auf die Strecke des Taunus Teaser ein. Ziel: Ein Setting zu schaffen, in dem jede für sich eine längere Bikepacking-Tour ausprobieren kann, unterstützt von Gleichgesinnten. In diesem Artikel teilen wir unsere Erlebnisse und Eindrücke von unterwegs.
Gliederung
Der TWAR x Komoot Women’s Weekender Taunus Edition - eine Idee nimmt Form an
Irgendwann beim Orbit Gravity Bike Festival kam es zum ausschlaggebenden Gespräch. Isabel Riffel, Community-Managerin bei Komoot, Jesko von Werthern, Organisator des Taunus Bikepacking und Johanna Jahnke von The Women All Ride, die schon länger mit Komoot zusammenarbeitet, fanden eine Schnittmenge: Wir alle wollen FLINTA (Frauen, Inter-, Non-Binäre-, Trans- und A-Gender Menschen) zusammen und aufs Fahrrad bringen.
Der Plan war schnell gemacht: Gemeinsam würden wir noch in diesem Sommer 25 FLINTA auf den sogenannten Taunus Teaser einladen, ein Ausschnitt der eigentlichen Strecke des Taunus Bikepacking.

Der Taunus-Teaser
Zu bewältigen waren 333 Kilometer mit 6.000 Höhenmetern durch diese wunderschöne und überraschend abwechslungsreiche Gegend mitten in Deutschland, offroad und im Bikepacking-Stil. Mit einem gemeinsamen Frühstück würden wir starten und hoffentlich vier Tage später pünktlich zum Abschluss-BBQ über die Ziellinie rollen.
Die Strecke hatte Jesko in vier handliche Etappen unterteilt, die jeweils an einem Campingplatz endeten. Was wir tatsächlich aus der Zeit unterwegs machen, wo wir übernachten und wie wir uns versorgen würden, blieb uns Teilnehmenden überlassen. Ideal, um herauszufinden, ob Bikepacking, draußen schlafen und tägliches Radfahren etwas für die Teilnehmer:innen ist!
Das Wochenende war zur großen Freude unseres Orga-Teams innerhalb einer Minute nach dem Freischalten der Anmeldung ausgebucht, schnell entstand eine Warteliste.
TWAR x Komoot Women’s Weekender - los geht's!
Und so starten Ende August 28 Menschen auf den verschiedensten Fahrrädern und bei hochsommerlichen Touren vom beschaulichen Campingplatz “Eppstein Project” aus auf ihr individuelles Abenteuer durch den Taunus.
Tag 1: Erste Höhenmeterprüfung mit Biergarten-Sprint
Vorgewarnt waren wir: Die ersten 30 Kilometer mit drei harten Anstiege seien nicht typisch für die 330 Kilometer des Taunus Teaser, konnten wir im Vorbereitungs-Webinar und in der Streckenbeschreibung erfahren. Schon im Basislager selbst, wo die meisten von uns die vorherige Nacht verbracht haben, dürfen wir die voll bepackten Räder gen Himmel zum Startpunkt neben einer Schafweide schieben.
Es geht also gleich wüst auf und ab, dankenswerterweise durch viele waldige Abschnitte an diesem heißen Hochsommertag, über wilde Pfade, mit Steinen übersäte Anstiege, vertrocknetes Gras, durch eng zugewachsene Wege. Und nach 16 Kilometern erreichen wir erst das Dorf Eppstein, der Punkt, an dem wir doch vermeintlich gestartet sind.
Allez les femmes!
Die liebevollen Markierungen auf dem Boden, vom Streckengestalter, der ein paar Stunden vor uns her fährt, extra für uns aufgesprayt, lenken ein wenig ab von der Schufterei. Da sind Hinweise auf die nächste Wasserquelle auf dem Friedhof, auf den Berg-Sprint zum rettenden Biergarten in Platte.
In Bad Schwalbach vor dem Supermarkt das große Beratschlagen: Der Zeltplatz am Ende der ersten Etappe scheint ausgebucht zu sein. Die kleine Gruppe, die sich inzwischen um uns gebildet hat, entscheidet, dem Track ein paar Kilometer weiter bis zum Shelter am Hexenmüllerplatz zu folgen. Dort können wir uns im flachen Bächlein den heißen Tag abwaschen, die Küchenausstattung unserer Mitfahrer*innen beäugen und im Schlafsack dem Konzert der Käuzchen lauschen.
Tag 2: Hessische Toskana und lichte Waldpfade
Vor dem Kaffee müssen wir über den Berg. Aber wenigstens ist es am Morgen noch kühl. In Kemel trifft sich eine große Gruppe, der Supermarkt-Bäcker wird kurzerhand zum Frühstücksrestaurant umfunktioniert, und was hat es eigentlich auf sich mit dem blutigen Messer, das da von der Decke hängt?
Der zweite Tag hält viel hessische Toskana für uns bereit, wir durchleben die Hölle von Hohenstein (22%!), cruisen einen wunderbaren Wanderpfad oberhalb einer Schlucht entlang, und immer, wenn wir es gerade nicht erwarten, steht Fotografin Pia mit ihrer Kamera oder Caro mit einem Eis bereit.
Zum Mittag in Katzenelnbogen (schönster Ortsname ever) erneuter Gruppenrat: Am Abend und in der Nacht soll es regnen. Unser Grüppchen nimmt ein Hotel in Balduinstein ins Visier, das 18 Kilometer nach dem heutigen Track-Ende etwas abseits der Strecke liegt. Hinter Obernhof nehmen wir auf dem asphaltierten Radweg entlang der Lahn für ein paar Kilometer endlich mal Fahrt auf, aber der nächste Buckel in brütender Hitze wartet schon. Und er zieht sich. Die Getränke beim Bäcker in Steinberg: unser Rettungsring.
Der schöne Blick auf die Schaumburg ist dann das Letzte, was wir heute von der Strecke sehen, bevor wir den Track hinunter in Richtung Ort verlassen, endlich mal wieder duschen, bei leckeren Nudeln zusammensitzen (aber warum sind die Portionen so klein?) und auf weichen Matratzen noch ein wenig den örtlichen Kirmeslärm genießen.
Tag 3: Natural born Bikepacker*innen
Gestärkt vom Hotel-Frühstück und nach vorsorglicher Ausbesserung eines geschundenen Mantels nehmen wir unsere zusätzlichen Höhenmeter in Angriff, biegen nach zwei Kilometern wieder auf den Track.
An diesem dritten Tag stellt sich so etwas wie eine Routine ein. Es geht auf und ab, es staubt, wir rattern über Stein und Geröll, schultern unsere Räder an umgefallenen Bäumen. Immer wieder diese fiesen Anstiege blickdicht zwischen den Bäumen, wo wir den Streckenorganisator verfluchen, und oben kippt uns der Wald aus und wir werden mit fantastischen Fernsichten verwöhnt. Immer wieder treffen wir auch auf andere Fahrer*innen, es haben sich lauter kleine Grüppchen nach Fahrweise und Vorlieben gebildet.
37 Kilometern weiter in Limburg ist noch nicht die Zeit zum Essen, also lassen wir das schöne Städtchen hinter uns und peilen Runkel an, wo wir laut Streckenhinweis die Vorräte für die Nacht auffüllen und uns eine lange Pause beim Bäcker gönnen. Wie die meisten wollen wir Vorarbeiten für die lange Etappe an Tag 4 und mindestens noch die 18 Kilometer bis zum nächsten Shelter zurücklegen.
Wieder ein dankbares Stück entlang des Flusses, bevor es zuverlässig erneut hoch geht. Der Nachmittag schreitet voran, auf und ab, eine Hütte finden wir nicht. Irgendwo hier müsste sie doch sein? Dann erreicht uns über Whatsapp die Nachricht, dass der Shelter von einer Veranstaltung besetzt ist. Was nun?
Erst einmal nach Weilmünster abfahren. Mit dem Mund voll Reis und Thaicurry denkt es sich gleich besser.
Schließlich probieren wir eine einsame Straße südwestlich aus dem Ort heraus. Eine Senke abseits vom Weg sieht einladend und von fremden Blicken geschützt aus. Das einzige „Gefährliche“ scheinen die Äpfel zu sein, die um uns herum ab und zu ins Gras plumpsen, und so machen wir uns fertig für eine weitere Nacht im Freien.
Tag 4: Wiedersehen am Snack-Checkpoint, Glücksgefühle am Eppstein Project
Der letzte Tag. Unsere Entscheidung für die kürzere Strecke fällt schnell. Das Abschluss-BBQ um 15 Uhr mit der Chance, die ganze zerstreute Gruppe wiederzusehen und die ganzen Geschichten auszutauschen, wollen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen.
In Weilmünster beim Sonntags-Frühstück beim Bäcker finden sich nach und nach alle ein, die irgendwo in der Gegend genächtigt haben. Wir hören von Wildschweinbesuchen und gebrochenen Sattelstützen. Dagegen war unser Fallobst wirklich harmlos.
Viel glatter Asphalt auf dem Radfernweg R8 bringt uns dann schnell unserem Ziel näher. Große Freude am Überraschungs-Checkpoint: Pia, Caro und Jesko erwarten uns mit Snacks, Wasser und Kamera. Auf einmal treffen ganz viele Fahrer*innen ein, so dass wir die letzten 18 Kilometer fast im losen Verbund zurücklegen. Eine tolle letzte Abfahrt nach Niederjosbach. Der allerletzte Stich hoch zu Terrasse 9 im Eppstein Project, und es ist geschafft. Radler für alle!
TWAR x Komoot Women’s Weekender - Viel mehr als eine Bikepacking-Tour
Das Zweitbeste im Ziel ist die Dusche, nachdem wir auf der wasserlosen Wiese geschlafen haben, und der letzte Tag wieder ordentlich warm wurde. Das Beste sind die Gespräche über das Erlebte, über gemeisterte Herausforderungen, über gewachsene Teams. Am Ende können wir die ganzen “ich hab zum ersten Mal” nicht mehr aufzählen. Und sind uns einig: Davon wollen wir mehr!
Bleibt uns, allen Mitfahrer*innen sehr herzlich zu danken, dass Ihr Euch mit auf den Weg gemacht und gemeinsam dafür gesorgt habt, dass unser erstes TWAR x Komoot Event so schön wurde.
Lieben Dank an Isabel und Komoot, für die tolle Orga und den leckeren kulinarischen Auftakt und Abschluss. Lieben Dank an Jesko für die Strecke und die Taunus-Gastfreundschaft.
Wir freuen uns auf ein nächstes Mal!
Es war ein sich gegenseitig bestärken, Ängste ernst nehmen, unterstützen. Es waren einfach alles super Mitstreiter*innen, mit denen gefachsimpelt und Erfahrungen ausgetauscht werden konnten. Ich glaube, dass viele von denen, die vorher noch nicht so viel Bikepacking/mehrere Tage-Touren Erfahrung hatten, nach diesem eventuell Lust auf sehr viel mehr haben!
Insa

Gemeinsam sind wir stark - was klingt wie eine hohle Phrase auf dem Teebeutel, bekommt auf einmal Bedeutung, wenn man selbst die Erfahrung macht. Die Tage waren mit einigen Herausforderungen für uns gespickt: Stürze, gebrochener Gepäckträger, Insektenstich, Erkältung, anspruchsvolle Streckenabschnitte - aber wir sind immer weiter gefahren. Und dieses Gefühl der Unbesiegbarkeit nimmt jede für sich mit.
Jede von uns hat ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten, die uns als Gruppe bereichert haben. Wir haben gemeinsam geschwitzt und gelacht, die schönen Ausblicke genossen und am Berg gelitten; immer mit der Gewissheit, dass wir es gemeinsam zu Ende fahren. Das war schön.Jennifer
Und was denken die mitgefahrenen TWAR-Kollektivmitglieder:innen über das 1. Event?
Was war deine Herausforderung beim ersten TWAR x Komoot Women’s Weekender?
Jule W.
Da es das erste Bikepacking-Abenteuer für mich war, fing bei mir die Herausforderung schon bei der Beschaffung von entsprechendem Equipment an und ging beim Packen weiter. Dank meines tollen Fahrradfreunde-Netzwerks aber glücklicherweise alles kein Problem. Eine sich entwickelnde Rotznase und die Entscheidung, einen Tag vor dem Event eine vegane Ernährung zu beginnen, fallen mir da auch noch ein.
Eva
Im Vorfeld war ich völlig damit beschäftigt, wie ich gleichzeitig normale Klamotten für Abends und auch noch ein Zelt für die Übernachtung auf dem Campingplatz an meinem kleinen Fahrrad unterbekomme. Darüber habe ich völlig ausgeblendet, dass ich vielleicht nochmal im Gelände üben sollte… vor allem, dass ich die 6.000 Höhenmeter auch wieder runterfahren muss, hatte ich etwas unterschätzt!
Was hat dir besonders viel Spaß gemacht bzw. Freude bereitet? Was war für dich das besondere an diesem Event/ dein Highlight unterwegs?
Jule W.
Besonders war für mich die Erfahrung, dass man viel zu selten “Dinge zum ersten Mal macht“ und die Vorteile daraus nutzt. Die Zeit läuft irgendwie langsamer, die Wahrnehmung ist intensiver und die Verbundenheit mit sich, den anderen Teilnehmer*innen und der Natur ist so nachhaltig.
Eva
Definitiv das Miteinander in der Gruppe! Da war vom ersten Moment an viel ehrlicher Austausch darüber, wovor wir Respekt hatten, was wir für uns ausprobieren wollten. Es ging nie darum, wer irgendwo als Erste ankommt oder wie schnell gerade gefahren wird. Stattdessen halfen wir uns mit Schlafplatz-Tipps oder freuten uns einfach gemeinsam über die Landschaft. Das war toll!
Was nimmst du für ein nächstes Event dieser Art mit?
Jule W.
Weniger an der Strecke planen, weil es häufig doch anders kommt und darauf vertrauen, dass man immer irgendwo einen Schlafplatz findet.
Podcast über den Weekender
Jule Wagner war beim TWAR x Komoot Women’s Weekender zum ersten Mal im Bikepacking-Modus unterwegs. Ihre Eindrücke teilt sie im großartigen Podcast “Die Wundersame Fahrradwelt” von Johanna Jahnke. Hört mal rein:
Weiterführende Informationen
Die gefahrenen Etappen findet ihr auf unserem Komoot-Account in dieser Collection:
Alle Infos zur Strecke findet Ihr hier:
Mehr über das Taunus Bikepacking erfahrt Ihr hier: Taunus Bikepacking
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Redaktion: Eva Ullrich
Lektorat: Johanna Jahnke, Jule Wagner
Layout: Juliane Schumacher
Header Foto: Pia-Sophie Nowak