Das Maurice Brocco 400, kurz MB400, findet alljährlich statt, am längsten Tag des Jahres und zu Ehren des Radsportlers Maurice Brocco. An diesem Tag, treten Radfahrer*innen an, um eine Strecke mit 4 festgelegten Checkpoints anzufahren.
In einem Zeitraum von 24 Stunden müssen die 400-450 km bewältigt und die hinterlegten Checkpoints angefahren werden. An jedem Checkpoint wartet ein Stempel in einem kleinen rosa Kasten auf die Fahrer*innen.

Bis vor 3 Jahren gab es noch einen gemeinsamen, festen Start in Leipzig. Darum war es sowohl für den Veranstaltenden, als auch für Fahrende eine Herausforderung, als der Ablauf wegen Covid angepasst wurde.
Seit 2 Jahren wird die Strecke nun in einem Zeitraum von einem Monat innerhalb von 24 Stunden gefahren.
Die Schwierigkeit: Verpflegung am Checkpoint und der rettende “Besenwagen” fallen weg. Die Fahrenden sind auf sich alleine gestellt.
Auch die familiäre Atmosphäre an Start und Ziel gab es in den letzten 2 Jahren nicht mehr als rettender Motivator. Aber immerhin, das Maurice Brocco 400 gibt es nach wie vor.
Viele Menschen machten sich auch in diesem Sommer wieder auf den Weg.
400 KM Auf dem Rad. 4 Frauen. 4 Geschichten.
Was uns als Kollektiv auffiel: In der diesjährigen Variante des Maurice Brocco sind in unserem Umfeld besonders viele Langstrecken-Einsteiger*innen gestartet.
Dabei hatte jede ihren ganz eigenen Ansatz, die 400 Kilometer für sich zu erfahren.
Ann-Kathrin startete mit Langestrecken-Expertin und Kollektivmitglied Eva. Susi startete alleine. Rebekka und Lotti starteten gemeinsam zu ihren ersten 400 abenteuerlichen Kilometern.
Da lag natürlich nichts näher, als die Vier zu fragen, wie es ihnen unterwegs, davor und danach so ergangen ist und was sie aus diesen 24 Stunden mit unzähligen Kilometern in den Beinen mitgenommen haben. Alle vier stellen wir euch im Laufe des Artikels auch näher vor.
Viel Spaß beim Lesen!

Andere fahren 400 Kilometer am Stück nicht mal mit dem Auto – warum hast du dir eine solche Strecke vorgenommen?
LOTTI Genau das dachte ich auch bis zur letzten Sekunde… ich hatte mir eigentlich vorgenommen nur ein kleines Stück mitzufahren und dann wars plötzlich schon fast geschafft.
SUSI Das Maurice Brocco schwirrte mir schon eine ganze Weile im Kopf herum, aber es schien mir immer undenkbar es zu schaffen. Als jedoch die Corona-Edition entstand, bot sich eine komplett neue Chance.
Die Tatsache, dass man den Tag frei wählen konnte, es nach Brandenburg – in die Heimat – und sogar in den Wohnort meiner Eltern ging, ließen mich keine Ausreden mehr finden.
Außerdem klang selbst das Höhenprofil machbar. Da meine Begleitung letztendlich leider ausfiel, entschied ich mich, das allein durchzuziehen. Datum gewählt, alles vorbereitet, kaum geschlafen und los ging es.
REBEKKA Gute Frage. Oder auch: Warum nicht? Ich hatte ja nichts dabei zu verlieren. Ich denke, ich wollte einfach mal meine Grenzen austesten und eine neue Erfahrung machen. Und das klang nach einer witzigen Aktion.
ANN-KATHRIN Grundsätzlich bin ich super neugierig und stelle mich gerne neuen Herausforderungen, auch und vor allem im Sport. Wie weit können mich meine Kräfte tragen? Was ist bei einer solchen Strecke wohl die größte Herausforderung? Was wird besonders hart?
Das waren alles Fragen, die ich mir einfach beantworten wollte, vor allem die erste.
SUSI: 400 KM allein auf dem Rad
Mein Name ist Susi (she/her), ich bin 36 Jahre alt. Die Rennradliebe hat mich gepackt als ich einer Freundin in Berlin ihr Achielle abgekauft und gemerkt habe, wie sich eine andere Rahmengeometrie anfühlt und wie sehr schnelles Fahren fetzt.
Genauso schnell wurde dann die Idee einen gebrauchten Renner zu kaufen in die Tat umgesetzt und mein KTM Strada zog in unsere Studenten-WG ein. Erste Umbauten wurden in Angriff genommen und Kilometer gesammelt. Das war 2015.
Nach meinem Umzug nach Leipzig zwei Jahre später, stellte ich dann fest, dass man mit Körbchen und Schutzblechen eher selten von anderen Rennradfahrer*innen gegrüßt wird. Die Ambitionen und der Wunsch nach einem neuen Rad wuchsen. Die Auswahl war riesig und die Überforderung auch.

Ein kleiner Ausflug in den nächstgrößeren Fahrradladen war eigentlich nur zum Umschauen gedacht und zack stand ich an der Kasse, trieb mich mal kurz in den Ruin und sah schon die restlichen Lebensmitteleinkäufe für den Monat im Jenseits verschwinden.
Das war Anfang 2019. Von da an ging alles ganz fix, die Liebe wuchs stetig und immer neue Herausforderungen wurden gemeistert. Mittlerweile wurde die noch übersichtliche Sammlung um ein Gravelbike erweitert und die Schotterleidenschaft entfacht.
Wie bist du überhaupt auf das Maurice Brocco 400 gekommen?
ANN-KATHRIN Das Maurice Brocco schwirrte schon in den vergangenen Jahren immer mal durch Twitter, wo ich in der Fahrrad-Community recht aktiv bin.
Bis Anfang 2021 hatte ich die Langstrecke für mich persönlich noch gar nicht auf dem Zettel, fand aber die Postings der anderen Sportler*innen reizend.
Als dann klar war, dass ich das Ganze nicht alleine fahren muss, sondern ich Unterstützung von Eva bekommen würde war klar: Das will ich ausprobieren.
LOTTI Das MB zu fahren war eine spontane Entscheidung.
Rebekka hatte mir von ihren Plänen erzählt und passenderweise war mein neuer Renner gerade aus dem Radrevier gekommen… also bin ich 30km probegefahren und zwei Tage später ging es auch schon los.
ANN-Kathrin: 400 KM gemeinsam mit Langstrecken-Expertin EVA
Frankfurt und Fahrradfahren – das passt für mich wie die Faust aufs Auge. Ich bin Ann-Kathrin Ernst (she/her), Jahrgang 1991, und fahre seit 2012 Rad. Ursprünglich, weil ich mit dem Triathlon-Virus infiziert wurde. Zuerst gehörte nur ein Rennrad zu meinem kleinen Fuhrpark, schnell kam die Leidenschaft für Cyclocross bzw. Gravel.
Lieber allein oder in Begleitung – das war schon immer ein bunter Mix mit Tendenz zur Gruppe.
Früher bin ich oft alleine gefahren, weil ich wenig andere Radsportler*innen oder Gruppen mit meinem Leistungsniveau kannten.
Seit drei Jahren verbinde ich meine sportliche Leidenschaft noch mehr mit meiner Heimat: Ich engagiere mich für die (weibliche) Rad-Community in Frankfurt und biete monatliche Ausfahrten für Frauen, den sogenannten „Girlsride“ an.

Bis zum MB400 war meine längste Strecke 204 Kilometer, seitdem 437 – bis heute völlig verrückt.
Meist findet ihr mich in Begleitung auf dem Rad. Das Schöne am Radfahren im Allgemeinen und beim Girlsride im Speziellen: Wir sind alle unfassbar verschieden, finden aber auf Anhieb ein gemeinsames Level, teilen Erinnerungen und Momente und wachsen miteinander und über uns hinaus.
Wie hast du dich auf die 400 KM lange Strecke vorbereitet?
LOTTI Mehr schlecht als Recht war ich wohl vorbereitet, aber das hat Rebekka mit ihrem frauvorragenden Setup, wie zB einem Roadbook, wieder ausgeglichen.
Ich war eher für Spaß und Unterhaltung zuständig und habe unsere Tour mit den besten Hits meiner Jugend, vielleicht auch ein wenig Techno an der ein oder andern Stelle, bunt untermalt.
Ansonsten bin ich den Sommer über einfach echt viel geradelt.
REBEKKA Lieber nicht brauchen als nicht haben!
Gerade da ich das MB zum ersten Mal gefahren bin, war die Vorbereitung für mich essentiell. Ich wollte auf keinen Fall scheitern, oder mir die eh schon anstrengende Fahrt unnötig schwerer machen, nur weil ich irgendwas nicht richtig durchdacht hatte oder ein Kleinigkeiten vergessen hatte.
Die richtige Vorbereitung hat dafür gesorgt, dass ich am Abend vorher beruhigt schlafen konnte, und dass ich mich beim Start sicher gefühlt habe.
Grundsätzlich war mein Motto bei der Vorbereitung: Keine Experimente. Ich kannte all mein Equipment, von der Powerbank übers Werkzeug bis zur Bib. Das Gleiche hab ich auch aufs Essen angewandt.
Vorher hab ich ordentlich Carb-Loading gemacht, einfach mal keinen Alkohol getrunken und bin früh ins Bett gegangen.
Am Tag des MBs hab ich ausgeschlafen, in Ruhe gefrühstückt und bin Mittags los.
Lotti & Rebekka: Ihre ersten 400 KM "Intim im Team"
LOTTI (she/her)
Vor runden sieben Jahren habe ich meinen ersten Stahlrenner auf die Straße gebracht – einen Francesco Moser.
Ein verrückter Mix aus Rennrad und Kurierbike, der bis heute auf meinem Schrank in blau-rosa schimmert.
Kurierfahren ist meine Leidenschaft. Eigentlich ist es mehr, viel mehr! Zunächst war es ein Job, der zur Passion und dann zum Lifestyle wuchs.
Neben dem Studium und diversen Bürojobs habe ich diesem Teil meines Lebens immer großen Raum gegeben. So bin ich zu Kuriermeisterschaften durch die Welt gereist und habe eine riesige und liebenswerte Community kennenlernen dürfen. Aus einem Fahrrad wurden rasch weitere…

Bevor ich zum MB400 gestartet bin war meine längste Strecke etwas über 160km – also nicht wirklich viel im Vergleich.
Am liebsten Fahre ich in Begleitung – Ich liebe es, wenn sich diese treibende Gruppendynamik entwickelt, alle vollends auf einander abgestimmt sind und die geballte Power durch die Straßen rollt – BALLERN4LIFE.
Abseits des Fahrrads bin ich bei jeglichem Outdoor-Schabernack dabei, liebe das Malen und lerne gerade Cello spielen. Außerdem beschäftige ich mich gerade ausgiebig mit nachhaltigen, alternativen Ernährung- und Lebenskonzepten.

Eigentlich war mein Pakt mit mir selbst: Wenn ich den Sachsendreier erfolgreich absolviere (Spoiler: ja), fahre ich das MB400. Dann war die Route vom MB letztes Jahr aber so hart, dass ich mich dagegen entschieden habe. Mein erstes MB400 sollte mir im voraus lieber etwas machbarer erscheinen.
Kurz vor dem MB hat mir Lisa heimlich gesteckt, dass sie sich auch am MB versuchen möchte. Ich sollte es aber niemandem verraten, weil sie gar nicht wisse, ob sie das schafft, und der Druck dann zu hoch sei. Da Lisa und ich schon vorher gerne zusammen Rad gefahren sind und nicht nur tempo-mäßig optimal zusammenpassen, hab ich sie als meine MB-Partnerin auserkoren. Das war DIE beste Entscheidung!
Eine so wahnwitzige Distanz zum ersten Mal alleine mit mir und meinen Gedanken zurückzulegen, wenn ich auch eine gute Freundin an der Seite haben kann? Da brauchte ich nicht lange zu überlegen!
400 KM in 24 Stunden: Wie hat dein Umfeld auf diese Idee reagiert?
ANN-KATHRIN Meinem Umfeld habe ich größtenteils vorher nichts erzählt.
Nur einige wenige wussten davon, was ich vorhabe. Ich wollte einerseits keinen Druck, der aus meiner Sicht unnötig gewesen wäre. Andererseits wollte ich auch nicht, dass beispielsweise meine Familie Ängste hat.
Über 400 Kilometer am Stück und die Nacht durchfahren sind ja nicht unbedingt Dinge, die jede*r nachvollziehen kann.
Die Reaktionen danach könnt ihr euch vorstellen:
Vor allem Erstaunen, Ungläubigkeit und Respekt, weil eine solche Strecke für die allermeisten nicht vorstellbar ist. Zumindest nicht auf dem Rad.
LOTTI Selbstverständlich hat man ordentlich Bammel vor so
einem Plan, da ich jedoch nicht wirklich Zeit hatte jemandem davon zu
erzählen oder gar Angst oder Befürchtungen zu spreaden, lief die ganze
Sache recht unaufgeregt ab für mich.
Ich bin ohne Anspruch oder Ziel an die Sache rangegangen, mein einziges Credo: Spaß!
Mama ist als Notfallabholservicemobil die ganze Nacht wach geblieben – DANKE MAMA an dieser Stelle!
Somit war der Druck, die Strecke zwingend zu Ende zu fahren, weniger groß. Das würde ich auch Geheimrezept Nummer uno nennen: nimm den Druck raus, egal wo er herkommt!
Wie sich im Nachhinein rausstellte, war das Mutti-Backup absolut nicht notwendig.

Was waren deine Highlights unterwegs?
LOTTI Ein großes Highlight war, dass Rebekkas bessere Hälfte David uns ab circa 300km mit frischen Snack und Wechselshorts versorgt hat. Bei Snacks und Wechselsachen sollte es aber nicht bleiben… nach 350km war nun auch ich Fan von Davids Arschcreme. Wahnsinn was man im “Überlebensmodus” so alles teilt. Jetzt wisst ihr auch wo der Name “Team Intim” herkommt 😉

ANN-KATHRIN Mein Highlight war meine Begleitung Eva, die ich an diesem Tag überhaupt erst kennengelernt habe.
Ich hatte vorher Zweifel geäußert, ob ich es alleine fahren könnte, da ich ja selbst noch gar keine Erfahrungen habe. Nach kurzer Bedenkzeit hat sie sich bei mir gemeldet und ihre Unterstützung angeboten.
Unterwegs war es, zumindest für mich, als würden wir uns seit Jahren kennen.

Es hat gut harmoniert, wir hatten spannende Gespräche und es hat mir wieder einmal bewiesen: Fahrradfahren bringt mir immer wieder tolle Menschen ins Leben.
SUSI Meine Highlights waren tatsächlich die wunderschöne Natur und die Menschen unterwegs.
Viele hatten in den vergangenen Wochen unterschiedlichste Radfahrer*innen pinke Metallkästen ansteuern sehen und die Reaktionen bewegten sich von skeptisch, über unglaublich freundlich bis hin zu neugierig.
Ein weiteres Highlight war der nette Imbissbesitzer in meiner Heimatstadt, der mich mit der leckersten Fanta, die ich je in meinem Leben getrunken hatte (könnte evt. auch an den 260 km und über 30 Grad gelegen haben) beglückte.
In Cottbus wurde ich am Radstadion mit Applaus und Geschrei empfangen und bedeckt mit einer Schicht aus Schweiß und Dreck auch gleich fotografiert.
Am Bahnhof dann kurz den Eltern gezeigt, dass ich wohlauf bin. Das empfehle ich nicht, denn Eltern neigen dazu einen aus Sorge am Weiterfahren hindern zu wollen 😉
Beim Losfahren wusste ich wirklich nicht, ob ich diese Herausforderung meistern würde, aber in dem Moment, als wir den Großteil der Strecke, jegliche Berge und die Dunkelheit hinter uns gelassen hatten, wusste ich: Jetzt konnte mich nichts mehr stoppen, der ‚Point of no Return’ war erreicht.
Nach den 400 KM auf dem Rad: Welche Erwartung oder Befürchtung hat sich voll erfüllt? Welche überhaupt nicht?

REBEKKA Ich hatte sehr viel Respekt davor, die Nacht durch zu fahren. Da aber früh aufstehen und durchballern für mich nicht in Frage kam, hab ich mich dafür entschieden, es klassisch anzugehen und mittags loszufahren.
Damit musste ich zwangsläufig durch die Nacht. Ich hatte Sorge, in der Dunkelheit müde zu werden und nicht zu wissen, was ich tun soll, wenn die Gedanken sich im Kreis drehen.
Deswegen hatte ich Koffein eingepackt und ausgemacht, mich abholen zu lassen, was ich trotz der Gesellschaft von Lotti aufrecht erhalten habe.
So kamen wir nachts um 12 zu frischen kalten Pommes und einem neuen Brötchen-Vorrat.
Im Schein dreier Scheinwerfer war die Nacht überraschend witzig und kurzweilig, und am nächsten Tag hab ich in meine Strava-Aktivität geschrieben: Wenn man im dunklen Wald laut Techno spielt, ist es fast wie Festival.
SUSI Ich hatte keine großen Erwartungen. Ich wollte so lange fahren wie es sich gut anfühlt. Großen Respekt hatte ich vor der Nachtfahrt, da ich vorher noch nie größere Strecken in völliger Dunkelheit gefahren bin.
Aus diesem Grund wollte ich sehr früh morgens mit frischen Beinen und möglichst ausgeschlafen starten.
Die Aufregung und mehrmaliges Taschen Ein- und wieder Auspacken hielten mich allerdings davon ab auch nur annähernd 3 Stunden Schlaf zu bekommen.
Nun hatte ich die Wahl zwischen länger schlafen und mehr Nachtfahrt oder komplett zerstört über 400 km in Angriff zu nehmen. Ich entschied mich fürs Schlafen und das war gut.
Während des Tages prägte ich mir alles Schöne um mich herum ein und sagte mir, dass nachts alles exakt so aussieht wie jetzt. Das hat tatsächlich ein wenig geholfen.
Als es dann stockdunkel war, habe ich mich einfach nur stupide auf den Lichtkegel meiner Lampe konzentriert.


Was hast du langfristig für dich aus deiner ersten Langstreckenfahrt mitgenommen?
ANN-KATHRIN Langfristig gelernt habe ich vor allem, dass ich es jederzeit wieder tun würde und Herausforderungen dafür da sind, sich ihnen auch wirklich zu stellen und an sich zu glauben.
Der Körper kann viel mehr, als wir uns vorstellen können. Manchmal müssen wir nur mutiger sein und einfach machen anstatt immer nur darüber zu sprechen oder zu zweifeln, ob man es schaffen kann.

SUSI Natürlich bin ich, wie wahrscheinlich jede*r andere*r auch, unglaublich stolz es durchgezogen zu haben.
Dieses Erlebnis hat mir gezeigt was möglich ist, wenn man sich selbst keinerlei Druck macht. Großartig ist auch die Verbindung, die diese kleine Grenzerfahrung unter den Radfahrer*innen schafft. Man tauscht sich aus, man freut sich, man teilt Geschichten und lernt daraus. Man muss es einfach versuchen und nicht zu viel nachdenken.
REBEKKA Ich kann so vieles schaffen, was ich mir früher niemals ausgemalt hätte! Stell ich übrigens immer wieder fest. Und das ist verdammt gut fürs Selbstbewusstsein!
Ich freu mich auf ein ‚richtiges’ MB400 mit besetzten Checkpoins und anderen Fahrer*innen auf der Straße. Dann würde ich auch fleißig Kuchen mampfen und was Warmes essen.
Was würdest du beim nächsten Maurice Brocco 400 anders und was genauso machen wie dieses Mal?
LOTTI Was würde ich anders machen? Gar nicht so viel! In jedem Fall testen ob die Fahrradtaschen wasserfest sind – alles andere war perfekt.
Auch menschlich haben wir, physisch und psychisch, wie Arsch auf Eimer zueinander gepasst. Nicht nur, dass ich meinen Renner erst 3 Tage besaß, auch Rebekka und ich kannten uns erst wenige Monate.
Da ist es nicht selbstverständlich, dass so ein krasser Zusammenhalt besteht. Der Ritt hat uns fest zusammengeschweißt, heute sind wir closer denn je –
THANK YOU CYCLING!

Abschließend gilt festzuhalten: ich bin als stärkste und strahlendste Version meiner Selbst aus dieser Grenzerfahrung zurückgekommen und ich kann nur jeden Menschen ermutigen beim MB400 2022 teilzunehmen!
SUSI Beim nächsten Mal würde ich vorher mehr schlafen und weniger Essen mitnehmen, da man unterwegs gut einkaufen kann.
Worauf ich allerdings nicht verzichten würde sind gekochte Kartoffeln, die waren der beste Snack.
Eine Powerbank ist auch essentiell um Lampen, Wahoo oder Handy zu laden.
Außerdem würde ich nicht direkt am Tag davor packen und mir einen Tag danach freinehmen.

REBEKKA Klingt vielleicht komisch, wenn man es von außen betrachtet, aber ich hatte wirklich eine so gute Zeit und so viel Spaß!
Ich würde alles wieder genauso machen! Und ich werde hoffentlich wieder Lisa an meiner Seite haben. Team Intim 4 ever! Jegliche Bedenken, ob wir uns nach 22 Stunden auf die Nerven gehen, wenn wir beide am Limit sind, waren unbegründet, und ich war sehr glücklich, sie als meine Partnerin in Crime zu haben.

Zuguterletzt: Was sind deine Tipps für diejenigen, die das Maurice Brocco 2022 zum ersten Mal fahren wollen?

REBEKKA Traut euch zu fragen. Geht in den Austausch mit anderen, die bereits gefahren sind und fahren werden.
Das individuelle MB hatte für mich den Vorteil, dass ich von den Erfahrungen profitieren konnte, die andere bereits auf der selben Strecke gemacht hatten.
Ich hatte eine Liste mit Tankstellen an der Strecke bekommen, und wusste bereits, welche erprobt und definitiv morgens um 5 geöffnet waren.
Aber auch Tipps bezüglich Verpflegung oder Power-Naps in Sparkassen konnte ich mir abschauen.
Und: Denkt immer in Etappen. Fokussiert euch auf das, was ihr schon geschafft habt. Wenn ich an einem Checkpoint war, habe ich nicht gedacht: ‚noch 250 Km’, sondern ‚schon 190 Km’.
Ich bin weniger nach Kilometern als nach Stunden gefahren. Ich wusste, ich komme heute nicht mehr an. Ich hab mich aufs unterwegs-sein statt aufs Ankommen konzentriert.
ANN-KATHRIN Vorab die Strecke ausgiebig checken: Wo sind Tankstellen oder Supermärkte? Wann haben sie auf und was sind Alternativen?
Packt euch aber auch ausreichend Essen, wie beispielsweise Kartoffeln, und Getränke ein und füllt sie auf, sobald sie nur annähernd leer gehen.
Plant außerdem wärmere Klamotten für die Nacht ein und denkt gar nicht darüber nach, ob und wann es zu einem Tiefpunkt kommen könnte.
Er kommt eh, aber ihr werdet ihn auch meistern 🙂
Das könnten wir nicht besser ausdrücken! Vielen lieben Dank für eure Gedanken und Worte, Ann-Kathrin, Susi, Rebekka und Lotti – wir sehen uns auf dem Fahrrad 🙂
Außerdem findet ihr die vier in den sozialen Netzwerken:
Kuratiert von: Eva Ullrich, Marie Beulig
Edit & Layout: Marie Beulig
Header-Foto: Eva Ullrich
Toller Artikel!! Ich bin auch gerade hin und her gerissen einen 600er Brevet zu fahren. 😆 Bisher war meine längste Strecke 220 km
Nachdem ich eure Eindrücke und Erfahrungen gelesen habe, habe ich richtig Bock auf diese Tour bekommen, ich bin auch noch nie eine so lange Strecke gefahren und habe Mega-Respekt davor. Wenn da MB400 dieses Jahr wieder so gefahren wird, wie in 2021, bin ich dabei!
Liebe Grüße Katja
Großartige Leistungen! Und danke für alles, was ihr zur Diversität der Radfahrcommunity beitragt!