How to: Deine erste Nachtfahrt mit dem Rad
In diesem Beitrag berichtet Eva über Radfahrten durch die Nacht. Sie teilt Tipps und Tricks von Equipment bis zur Routenplanung. Wenn du selbst noch nicht nachts mit dem Rad unterwegs warst, vielleicht probierst du es ja aus, nachdem du diesen Blogartikel gelesen hast. Es lohnt sich, denn eine Nachtfahrt auf dem Rad ist einfach noch mal etwas ganz anderes.
Die erste Reaktion, wenn ich von nächtlichen Rad-Abenteuern auf der Straße erzähle, ist meist: das würde ich mich nicht trauen. Ich bin eigentlich selbst ein ziemlicher Hasenfuß und auch heute noch kostet es mich gelegentlich etwas Überwindung, allein in die Dunkelheit aufzubrechen.
Und dann bin ich unterwegs, die Welt schrumpft zusammen auf das kleine Stück Weg im Lichtkegel meiner Lampen, und alles dahinter verschwindet in geheimnisvoller Finsternis.
In den Bäumen rauscht der Wind, es riecht plötzlich intensiv nach Gras oder sonstwas. Kein Mensch ist unterwegs. Und dann öffnet sich der Wald, und der Himmel ist von Sternen übersät.
Nachts auf dem Rad unterwegs zu sein ist mystisch und meditativ. Ich habe damit angefangen, weil ich längere Brevets absolvieren wollte (das sind Touren über mehrere hundert Kilometer, die es in einer bestimmten Zeit zu beenden gilt), bei denen es erforderlich ist, auch in der Nacht weiterzufahren. Ich habe es als eine ganz neue Art des Radfahrens kennengelernt, von der ich nach dem ersten Mal wusste, sie würde mich nie mehr loslassen.
Du willst eine Nachtfahrt ausprobieren? Ich habe einmal alles zusammengetragen, was ich für einen guten Start in dieses Abenteuer hilfreich finde.

Eine geeignete Strecke finden
- Wähle für das erste Mal eine Strecke, die du kennst. Im Dunkeln sieht die Umgebung schon anders genug aus. Ich fand es zu Anfang gut zu wissen, wie es dort tagsüber ist.
- Such dir eine klare Nacht aus, in welcher der Mond eher voll ist. Mit etwas Licht ist es leichter, sich in der erstmal ungewohnten Situation zurechtzufinden. Lass deine Strecke eher über offenes Land führen anstatt durch dichten Wald. Plane so, dass du immer mal wieder durch bewohnte Gegenden kommst. Beleuchtete Fenster, mal ein Lachen aus einem Vorgarten hat etwas Freundliches in der Nacht.
- Ich achte darauf, auf wenig befahrenen Straßen und abseits von Bundesstraßen unterwegs zu sein und. Und ich versuche immer, eine Tankstelle auf dem Weg zu haben, die rund um die Uhr geöffnet hat, oder zumindest so lange, dass ich zu später Stunde noch einen Kaffee bekomme und meine Flaschen auffüllen kann. Vorher schaue ich kurz im Netz, ob die Tankstelle auch wirklich einen Shop hat und nicht eine reine SB-Tankstelle ist.
- Es muss nicht gleich eine volle Nachtfahrt sein. Starte am Abend so, dass du zwei, drei Stunden im Dunkeln unterwegs bist. Oder fahr sehr früh am Morgen los. In den Wechsel der Tageszeiten hinein radeln und einen Sonnenauf- oder -untergang im Sattel zu erleben ist eins der besten Dinge, die ich kenne. Achte gegebenenfalls darauf, dass du nicht direkt gegen Osten oder Westen fährst, damit die schräg stehende Sonne dir nicht die Sicht nimmt. Mit solchen „Teilnächten“ im Sattel lässt sich auch gut feststellen, wie der eigene Biorhythmus tickt. Manche Menschen werden im Dunkeln sehr müde, andere können auf dem Rad die ganze Nacht wach bleiben. Das lässt sich hierbei gut antesten.
- Bei längeren Strecken suche ich mir ein bis zwei Bahnhöfe heraus, die ich (mit Puffer) erreiche, bevor der letzte Zug abfährt. Wichtig, um das einzuschätzen: das Fahren fühlt sich nachts gern schneller an als es tatsächlich ist, du solltest für die gleiche Strecke also etwas mehr Zeit einberechnen.

Solo oder in Begleitung?
- Wenn dir die Nacht für Solo-Radfahrten noch ein zu großer Brocken ist: Such dir Gesellschaft für die erste Nachtfahrt. Zu mehreren sein vertreibt den ein oder andere Anflug von Gruseln, Gespräche halten wach. Es gibt inzwischen auch einige Group Rides durch die Nacht, denen du dich zum Ausprobieren anschließen kannst. Allerdings musst du beim Fahren in der Gruppe natürlich besonders gut aufpassen, was die Person vor dir tut, und hast dadurch, wie ich finde, etwas weniger “Nacht-Erlebnis”.
- Vielleicht hilft dir auch schon vermeintliche Gesellschaft. Als ich zum ersten Mal allein eine Nacht durchgefahren bin, habe ich mir als Ziel den Startort eines Radmarathons ausgesucht. Dort würde ab 4 Uhr etwas los sein, das ließ die Nacht für mich kürzer werden. Auch waren dort schon am Abend zuvor Menschen gestartet, so dass ich wusste, ich fahre nicht allein durch die Nacht. Ich fand das beruhigend, auch wenn die zweihundert Kilometer weiter nördlich unterwegs waren.

Beleuchtung, Kleidung, Essen
Beleuchtung
Ich fahre immer mit zwei Lichtquellen, eine am Rad, eine am Kopf (Helm- oder Stirnlampe). Letztere kannst du unabhängig von deiner Fahrtrichtung bewegen und z.B. in engen Kurven auch den Weg etwas weiter vor dir sehen, oder es lässt sich mal schnell zur Seite leuchten, wenn es neben dir im Wald so komisch raschelt.
Die Lampe am Kopf brauchst du auch für alles, was du abseits vom Rad machst: in deinen Taschen nach Essen kramen, mal ins Gebüsch müssen und nicht zuletzt auch, falls du eine Panne hast. Und schließlich hast du bei zwei Lampen immer ein Backup. Ich habe daher auch immer zwei Rücklichter am Rad, damit ich Ersatz habe, falls eines davon den Geist aufgeben sollte.
Stromversorgung
Bedenke, ob und wie du deine Lampen in der Nacht (und ggf. auch dein Navigationsgerät) aufladen musst. Licht benötigst du nicht erst, wenn es schon stockfinster ist, sondern auch in der Dämmerung. Ich rechne auf die Zeit von Sonnenuntergang bis -aufgang etwa drei Stunden drauf, in denen ich Licht brauche (und wenn es bedeckt ist, auch deutlich mehr). Ich habe das Laden so gelöst, dass ich Lampe und Navigationsgerät an eine Powerbank anschließe, die sich in einer Oberrohrtasche befindet. Damit kann ich beides beim Fahren aufladen. Das ist allerdings nicht bei allen Modellen möglich und gilt es vorab zu testen. Für den Anfang kannst du dir vielleicht auch eine zusätzliche Lampe leihen, wenn du beim Fahren nicht aufladen kannst.
Kleidung
Ich orientiere mich an der nächtlichen Temperaturvorhersage für einige Orte auf der Strecke und ziehe davon ein paar Grad ab, weil es außerhalb von Ortschaften immer kälter ist. Außerdem friere ich schnell, wenn ich schon etwas ausgelaugt bin. Ich nehme daher lieber eine Schicht mehr mit, als ich am Ende brauchte – ich will ja die Nachtfahrt genießen, und nicht nur hoffen, dass das Frieren ein Ende hat. Dazu gehören (auch im Sommer) Langfingerhandschuhe, Buff und eine Mütze, die unter den Helm passt. Eine langes Unterhemd im Gepäck finde ich gut für den Fall, dass ich irgendwo stranden und länger herumstehen sollte und meine Sachen nass geschwitzt sind.
Werkzeug & Co.
Ich nehme genau das mit, was ich auch tagsüber auf längeren Touren dabei habe – Ersatzschläuche, Reifenheber, Pumpe, Multitool, Kabelbinder etc.. Natürlich ist es keine schöne Vorstellung, irgendwo mit einer Panne im Dunkeln zu stehen. Aber tagsüber kann mir das genauso passieren. Ich finde es immer wichtig, etwas zum Überziehen sowie Licht und Strom zu haben, so dass ich mich orientieren und gegebenenfalls jemanden anrufen kann.
Essen
Nachts sind natürlich die Möglichkeiten seltener, unterwegs etwas zu finden, weswegen ich mehr mitnehme bzw. abends die Vorräte nochmal auffülle, bevor die Läden schließen. Oder aber – siehe oben – 24h-Tankstellen oder ein Fast-Food-”Restaurant” einplane. Auch verändert sich bei mir, was ich dann überhaupt essen will. Spät bekomme ich meist Lust auf etwas Deftiges, am Morgen bringe ich dann am ehesten Bananen herunter. Aber das findet sich mit der Zeit.
Soviel zur Theorie. Am Ende sollte es vor allem Freude machen, wie alles auf dem Rad. Daher: Probier am besten selbst aus, was zu dir passt. Viel Spaß dabei! Und lass uns gern wissen, was du erlebt und erfahren hast.
Heute um 21 uhr auf dem balkon gesessen und gedacht wie warm es nachts grade ist und das ich alle touren schon kenne….spontaner einfach: sei verrückt, schwing dich jetzt in den sattel und fahr los und sieh mal wohin es dich trägt und was passiert. 3,5std. Wieder zuhause gewesen und den großteil der strecke absolut planlos gewesen wo ich war, also eine gelungene tour. Bei 21 grad (also 18 grad mit fahrtwind) bequem über eine autofreie bundesstraße gefahren die ich tagsüber nichtmal gegen bezahlung befahren würde oder könnte. Und die erfahrung das es nachts anders riecht kann ich bestätigen. Zwar nur steckenweise aber man riecht tatsächlich nachts ob man an wiesen, feldern oder alleen entlangfährt, schade das es hier keinen wald gibt das muss atemberaubend sein wortwörtlich.
Werde ich wohl in zukunft nach der arbeit bei entsprechender temperatur wieder machen.
Alles sehr gut zusammengefasst!👍
Eins fehlt aber vielleicht noch!
Rettungsdecke! Oder Notfallbivi!
Kann immer mal sein das man mal ein Nickerchen auf einer Parkbank braucht!
Genial, hab ich gerade in unserer Frauenrunde vom RSC Oldenburg geteilt. Die Planungen laufen, wir wollen mit einer bekannten RTF starten, vielleicht die ‘Ammerlandrunde” Danke, ihr seid super!!