Frühling, Sommer, Herbst (ähnlich wie Frühling) und Winter – jede Jahreszeit bedarf etwas anderes Equipment für Bikepacking-Abenteuer. Kurz vor Weihnachten entschied Sandra, ihre Urlaubstage dafür zu nutzen, eine Bikepacking-Tour in die Heimat zu unternehmen. Sie fuhr in 4,5 Tagen 630 Kilometer bei wechselhaften Bedingungen mit Nebel, klirrender Kälte, Eis, und viel Dunkelheit. Im Artikel erfahrt ihr, was sie eingepackt hat und warum.
Inhaltsübersicht
Routenwahl
Bevor ich mit meiner Packliste loslege, möchte ich noch kurz auf die Strecke und die bevorstehenden Bedingungen eingehen. Die Wahl der Route ist für mich essentiell, um zu entscheiden, was ich einpacke. Auf der Straße fahre ich mit höheren Geschwindigkeiten als auf unbefestigten Wegen. Das höhere Tempo führt jedoch zu einem größeren Fahrtwind. Das bedeutet, dass ich schneller auskühle. Dazu kommt, dass beim Radfahren in unwegsamem Gelände eher der gesamte Körper zum Einsatz kommt. Mehr Muskelgruppen sind aktiv, dadurch bleibe ich warm. Deshalb habe ich bei der Routenplanung einen Mix aus kleinen Straßen, Gravelwegen und Singletrails gewählt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Routenplanung war für mich, dass ich durch möglichst wenige große Orte fahren wollte, denn häufiges Halten an Ampeln führt schnell zum Auskühlen. Der Nachteil davon, Städte zu meiden ist, dass das Einkehren in Cafés, Restaurants oder Supermarktstopps deutlich schwieriger ist – sprich, mehr Essen muss ins Gepäck.
Übernachtungen
Wie und wo übernachtet werden soll, ist ebenfalls entscheidend für die Packliste. Und bei dieser Tour wollte ich ein neues Abenteuer probieren: Bei Minusgraden in Schutzhütten im Wald übernachten. Allein. Hier eine Übersicht der geplanten und dann tatsächlich verbrachten Nächte:
Geplante Übernachtungen
- Nacht: Schutzhütte
- Nacht: Schutzhütte
- Nacht: In Leipzig bei einem Freund
- Nacht: In Potsdam bei einer Freundin
Wo habe ich wirklich geschlafen?
- Nacht: Pension
- Nacht: Schutzhütte
- Nacht: In Leipzig bei einem Freund
- Nacht: In Potsdam bei einer Freundin
Eine Bikepacking-Packliste für den Winter
Das Taschen-Setup
Die meisten der genutzten Taschen kennt ihr schon aus früheren Artikeln (wenn nicht, dann klick hier). Dieses Mal habe ich eine andere Satteltasche genutzt, da diese etwas mehr Stauraum bietet, ich sie am Rad montiert packen kann, sie besser vor dem Eindringen von Wasser schützt und weil sie reflektierende Details aufweist. Für diese Tour war die Tasche optimal.
- Seatpack 11 Liter, wasserdicht, reflektierende Elemente (Ortlieb)
- Rahmentasche (Custom von Gramm Tourpacking)
- Oberrohrtasche (Custom von Gramm Tourpacking)
- 7 Liter Dry Bag (Ortlieb) am Lenker, befestigt an einem Strapdeck (DeWidget) mit Voile-Straps (Spannriemen aus Polyurethan)
- zusätzlich hatte ich einen kleinen Rucksack (Decathlon) auf dem Rücken mit Essen und zusätzlicher Kleidung – beides schnell zugänglich

Die Bikepacking Packliste im Detail

Mein Schlaf-Setup
Mein Schlaf-Setup für die anstehenden Übernachtungen in Schutzhütten bestand aus den folgenden Utensilien:
- Schlafsack Comfortbereich 4°C (Cumulus, Quilt 250)
- Ultraleichtes Inlett (Cumulus)
- Isomatte (Thermarest NeoAir X-Lite Women) plus Pumpsack für die Matte
- Tyvek-Unterlage (synthetisches Material aus hochdichtem Polyethylenvlies, das leicht, haltbar und wasserabweisend ist)
Kleidung zum Schlafen
Da Minusgrade - sowohl tagsüber als auch nachts - vorhergesagt waren, kombinierte ich meinen Schlafsack mit warmer Kleidung.- Isolationsjacke (Patagonia Micro Puff)
- Daunenhose (Cumulus)
- Dicke Wollsocken und ein zweites Paar dicke Socken - beide sitzen locker, so dass die Füße nicht eingezwängt werden, sondern möglichst gut durchblutet bleiben
- Leggings
- Mütze (The Rvmble)
Packliste: Kleidung für diese Winter-Radtour
Für’s Radeln hatte ich folgende Kleidung dabei, das meiste davon natürlich am Körper. In Leipzig konnte ich meine Radklamotten einmal waschen. Es war ein tolles Gefühl, am nächsten Morgen frische Kleidung anziehen zu können! Bei voll aufgedrehter Heizung ist auch alles trocken geworden.
Ich wusste bevor ich losgefahren bin, dass meine Winterradhose nicht für lange Touren gemacht ist. Mit dem Kauf einer neuen Winter-Bib wollte ich auf die Ergebnisse des großen Peefriendly Winterbib-Tests warten. Meine Winterbib ist gut für kurze Radtouren. Während der Fahrt musste ich dann schmerzlich feststellen, wie ungeeignet die Hose für lange Touren ist.
Falls du auch auf der Suche nach einer guten Winterbib bist, dann schau hier nochmal vorbei. Lohnt sich!
Kleidung auf dem Rad
- 1 Sport-BH (super.natural)
- 1 dickeres Merino Longsleeve (super.natural)
- 1 dünneres Merino Baselayer* (bergans)
- 1 paar Merinosocken
- 1 Winter-Radhose, die vorne wind- und wasserabweisend ist (adidas)
- 1 Paar Handschuhe (Decathlon)
- Helm (Rudy Project)
- Winter-Rad-Käppi (Rapha)
- Sonnenbrille (Sun God Velans)
- Winter-Radschuhe (Specialized Defroster)
- Laufjacke neonpink (newline)
- Laufjacke Softshell* (Nike)
*Die Softshelljacke hatte ich nur am ersten Tag an, danach blieb sie in der Tasche verstaut, da es mit 2 Jacken zu warm war. Den zweiten Baselayer hatte ich im Rucksack, für den Fall, dass mir doch kälter werden sollte.
Kleidung für abseits des Rades
Für die Abende bei Freund*innen hatte ich extra Kleidung dabei:
- 1 Stoffhose
- 3 Unterhosen
- 1 Paar Socken
- 1 Strickpullover (gestrickt von meiner Oma)
Tipp: Alles, was ich später für die Weihnachtsfeiertage brauchte wie zum Beispiel extra Schuhe, habe ich mir vorher in einem Paket an den Zielort geschickt. So spare ich mir ein paar Kilo Gepäck und Stress. Für 6 € ist es die Erleichterung allemal wert.
Hygiene beim Bikepacken
- kleine Sonnencreme LSF 50 für dass Gesicht
- 3 x komprimiertes Toilettenpapier in Tab-Form (Portawipes) für flexible Reinigungszwecke
- 1 Stofftaschentuch für Pullerpausen (sehr praktisch, damit die Bib sauber und trocken bleibt und ich kein Toilettenpapier/Taschentücher benutzt bis zum nächsten Mülleimer mitnehmen muss)
- 1 Stofftaschentuch für die Nase
- Zahnbürste
- Zahnpasta
- Haarbürste
- Lippenpflegestift
- Sitzcreme (hatte ich ab Leipzig im Gepäck)

Oben schrieb ich bereits von meinen Sitzproblemen. In Leipzig habe ich mir deshalb als erstes eine Chamois-Creme besorgt. Damit war es besser. Im Sommer führte Sitzcreme bei mir eher zu mehr Beschwerden geführt. Im Winter sieht das anders aus. Ich habe schmerzlich erfahren, wie unangenehm wunde Stellen sein können.
Packliste: Essen

Da ich durch wenig große Orte fahren wollte, habe ich vorgesorgt und lieber zu viel Essen eingepackt. Zusätzlich hatte ich noch Reste zu Hause, die ich nicht wegwerfen wollte. Ich habe einfach alles mitgenommen:
- 2 Bananen
- 3 Äpfel
- 1 Mandarine
- 6 belegte Brote
- ungefähr alle Riegel, die das Fach hergab – sprich 13 Riegel. In Leipzig bekam ich nochmal 3 Riegel geschenkt.
- 1x Elektrolyt-Getränkepulver
In der Schutzhütte ist das Wasser in den Flaschen gefroren. Eine Prise Salz hätte das vielleicht verhindert. Nächstes Mal kommt Salz ins Gepäck.

Packliste: Werkzeug & Reparatur

Um für eine Panne gerüstet zu sein, habe ich immer ein paar Utensilien für die Reparatur dabei.
- Multitool mit Kettennieter (Birzman)
- Reifenheber (Schwalbe)
- Minipumpe (Specialized Air Tool Flex Pump)
- Tubeless Repair Set
- Dichtmilch (Muc Off)
- Schaltauge
- Kettenschloss 11-fach
- Ersatzschlauch
- Kettenwachs (SquirtLube 15ml)
Das Kettenwachs habe ich täglich genutzt, um die Kette zu schmieren. Nach Möglichkeit habe ich direkt nach Ankunft am Tagesziel das Flüssigwachs ausgepackt und auf die Kette aufgetragen, damit sie am nächsten Tag geräuscharm und mit wenig Widerstand läuft. Im Gegensatz zu Kettenöl muss ich die Kette mit Wachs öfter nachschmieren, dafür bleibt sie sauber. Den Rest meines Reparatur-Sets habe ich glücklicherweise nicht benötigt.
Packliste: Erste Hilfe
Ich hatte ein Erste-Hilfe-Pack (Ortlieb) dabei gefüllt mit:
- Ibuprofen
- Verband
- Rettungsdecke
- Pflaster
- Wunddesinfektionsspray
Besonders auf längeren Touren bin ich gerne ausgestattet für den Fall der Fälle. Gebraucht habe ich davon zum Glück nichts, aber es fühlt sich gut an vorbereitet zu sein.

Packliste: Elektronik und Beleuchtung
Elektronische Geräte und Ladekabel nehmen einen großen Teil des Gepäcks ein. Bei meiner Winter-Tour hatte ich einiges dabei, um nicht auf Steckdosen angewiesen zu sein und das hat sich auch gelohnt.
- Handy
- Ladekabel USB-C für Handy und GoPro, Ladekabel mini-USB für Garmin und Beleuchtung, 1 Ladekabel für den Supernova-Frontscheinwerfer
- Netzteil USB-C plus USB-Adapter
- Powerbank 10.000 mAh (Anker)
- Stirnlampe (Petzl Bindi)
- 2 Frontlichter (Supernova und Busch&Müller)
- 2 Rücklichter (Supernova und Sigma)
- Navigationsgerät (Garmin Edge 1030)
- Kameras und Zusatzakkus (2 GoPros)
- Bluetooth-Kopfhörer

Mein Fazit zum Elektronik- und Beleuchtungsequipment auf meiner Winter-Bikepacking-Tour: Nicht Minimalistisch aber auch nicht viel zu viel. Genutzt habe ich alles.
- Zwei Akku-Scheinwerfer und 2 Rücklichter scheinen erst einmal viel. Mir gab es Sicherheit zu wissen, dass ich, wenn ein Akku leer ist, einfach wechseln kann. Das habe ich auch genutzt. Dabei habe ich mit beginnender Dämmerung einen der Frontscheinwerfer eingeschaltet. Ein Rücklicht hatte ich während der gesamten Fahrt eingeschaltet, um von anderen Verkehrsteilnehmenden besser gesehen zu werden.
- Zwei GoPros? Das ist aber echt übertrieben, oder? Mag sein. Ich wollte ein Video zur Tour machen und kalte Temperaturen lassen meine GoPro Hero8 bereits bei 50% Akkuladung automatisch ausschalten “Akku leer”. Die zweite Kamera gab mir den Komfort, nicht ständig anzuhalten, um den Akku zu wechseln.
- Stirnlampe: Meine Stirnlampe ist sehr klein und ich finde sie richtig praktisch für Abende in Schutzhütten. So habe ich immer das Licht da, wo ich hinschaue und brauche keine Hand frei, um mit einem Frontscheinwerfer zu leuchten.
- Normalerweise höre ich ab und an ein wenig Musik, wenn meine Motivation nachlässt. Bei dieser Tour habe ich die Kopfhörer nicht genutzt
Packliste: Sonstiges
- Kabelbinder-Zahlenschloss (Hiplock)
- 2 Trinkflaschen 590 und 750 ml (Fidlock)
- 1 Taschenmesser
- 3 FFP2 Masken (eine davon Originalverpackt als Ersatz)
Wie habe ich gepackt?
Ehrlich gesagt habe ich die Entscheidung, in die Heimat zu radeln sehr spontan getroffen. Deshalb hatte nicht viel Zeit, mir irgendwelche Gedanken zu machen, wie ich am besten packe. Im Laufe der Tour hat sich folgendes Packsystem als gut herausgestellt:
Lenkertasche: Mein Schlaf-Setup habe ich dieses Mal nicht komplett in den Dry Bag am Lenker bekommen, da ich einen wärmeren Schlafsack mit größerem Packmaß dabei hatte. In der Lenkertasche fanden Platz: Unterlage, Isomatte, Daunenhose, Isolationsjacke, dicke Socken.
Wenn ich am Morgen wusste, dass ich am Abend bei Freund*innen unterkomme und mein Rad draußen bleiben muss, habe ich alles, was ich nicht für die Nacht brauchte, in die Satteltasche gepackt. Alles, was ich brauchte und das, was nicht mehr hinten reingepasst hat, kam in die Lenkertasche. Das war perfekt!
Oberrohrtasche: zwei FFP2-Masken, 2wei Einweg-Heizpads für den Notfall, Taschentuch, Portemonnaie, komprimiertes Toilettenpapier, ein paar Riegel, Magnesium, Mini-Taschenmesser, Sonnencreme & Lippenpflegestift

Rahmentasche: Werkzeug inkl. Tubeless-Dichtmilch und einem Ersatzschlauch, ungefähr 10 Riegel, Powerbank, Hygienetasche, 1 FFP2-Maske
Satteltasche: In der Satteltasche war als erstes ein Dry Bag (doppelt trocken verpackt hält besser, man weiß ja nie) mit meiner Alltagskleidung, die ich in Leipzig und Potsdam brauchen würde. Außerdem fand mein Schlafsack, verpackt im Pumpsack für die Isomatte, sowie meine zweite Softshell-Jacke Platz in der Tasche.
Rucksack: Anfangs 2 Äpfel, 2 Mandarinen, 2 Bananen, 6 belegte Brote (alles Reste, die weg mussten), Zip-Beutel mit Ladekabeln. Meine zweite Jacke fand hier am ersten Tag auch Platz, weil mir zu warm war. An den folgenden Tagen konnte ich die Temperatur schon besser einschätzen und habe die Jacke direkt mit in die Satteltasche gestopft. Mit der Zeit wurde der Rucksack leichter. Das war spitze!
Bikepacking im Winter - Mein Fazit
Es war nicht das leichteste Equipment, aber es gab mir Sicherheit und Komfort auf einer langen und abwechslungsreichen Tour. Ich hatte einige Dinge dabei, die ich entweder gar nicht genutzt habe oder ohne die ich gut ausgekommen wäre. Die Liste fängt an bei einer zweiten GoPro, geht über eine überflüssige Jacke und einen zweiten Merino-Baselayer bis hin zu zig Riegeln, die ich wieder mit nach Hause gebracht habe. Ich hätte sicher locker 2 kg Gepäck sparen können. Aber ich würde für die nächste Bikepacking-Tour wieder genauso packen – plus ein wenig Salz für die Trinkflaschen. Gerade im Winter ist es mir wichtiger zu wissen, dass ich weder frieren noch hungern muss 🙂 Die Tour war für mich ein perfekter Jahresabschluss und auch wenn Radfahren bei wärmeren Temperaturen leichter ist, bot mir diese Weihnachts-Herausforderung viele schöne Momente und unvergessliche Erinnerungen.
Video zur Bikepacking-Tour: Gravel Home for Christmas
Text: Sandra Schuberth
Lektorat: Marie Beulig, Wiebke Lühmann
Edit & Layout: Sandra Schuberth
Fotos: Sandra Schuberth
Moin,
kannst Du mir schreiben, welche Reifenbreit Du gefahren bist und noch spannender wäre zu erfahren, wie Du den Drysack vorne am Lenker befestigt hast. Ich kämpfe immer wieder mit meiner Lenkertasche und finde das bei Dir eine klasse Alternative.
Vielen Dank und liebe Grüße aus Hamburg
Britta
Hi Britta, danke für deine Fragen. Die Beantwortung von Kommentaren dauert bei uns ab und an etwas länger. Hier aber endlich meine Antwort: Ich bin die Tour mit 33mm breiten Reifen, die ich noch von der Cyclocrosssaison auf den Laufrädern montiert hatte, gefahren. Normalerweise hätte ich wohl breitere Reifen gewählt, aber ich hatte keine Lust, umzubauen.
Die Befestigung bzw. die verwendeten Utensilien habe ich im Artikel Bikepacking im Frühling – eine Packliste beschrieben. Bei Bikepacking.com steht auch etwas darüber: Strap Deck System Review. Konnten deine Fragen beantwortet werden?
Liebe Grüße,
Sandra
Super Artikel. Vielen Dank.