ALL RIDE with?
Wir vom “The Women All Ride” – Kollektiv wollen die Fahrradwelt in all ihrer Vielfalt abbilden. Daher haben wir die Kategorie: ALL RIDE WITH… initiiert! Jeden Monat stellen wir hier eine einzigartige Persönlichkeit vor: Eine Person, die uns aufgefallen ist durch ihre Präsenz, ihr Aufteten, ihre sportlichen Leistungen oder dank ihrer Fähigkeit zu inspirieren und motivieren. Jede:r ist anders und einzigartig.
In Form eines Interviews können sich die vorgestellten Personen aus mehreren Fragen ihre bevorzugten auswählen und diese beantworten – oder, wie hier im Falle von Sara, alle Fragen beantworten.
Dir fällt da auch sofort jemand ein? Dann schreibe uns eine Nachricht! Wir freuen uns über Vorschläge und können es kaum erwarten noch mehr inspirierende Persönlichkeiten kennenzulernen!
ALL RIDE WITH Nicole Kraus
Nicole Kraus, 47, lebt in Heidelberg. Sie ist Lehrerin, zweifache Mutter und saß mit 31 Jahren das erste Mal auf einem MTB. Mit 39 kam dann das erste Rennrad, mit dem sie entweder auf ihrer Hausrunde zum Königsstuhl oder auf einem Brevet irgendwo in Europa anzutreffen ist.

Ein paar Worte zu dir/ über dich:
Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Ich bin spät zum sportlichen Radfahren gekommen. Mit 31 Jahren saß ich zum ersten mal auf einem MTB. Mein erstes Rennrad kaufte ich mit 39. Fahrrad bin ich schon mein Leben lang gerne gefahren, komme aber aus keiner radsportaffinen Familie.
Deine Pronomen
Sie / ihr
9 Fragen an Nicole Kraus
1. Wieso Langstrecke?
Weil ich immer noch über die eigene Reichweite staune. Außerdem liebe ich es, die verschiedenen Tageszeiten und die wechselnden Landschaften zu erleben. Das Sein im Hier und Jetzt, die Flüchtigkeit der Begegnungen. Zeit für meine Gedanken zu haben. Freiheit. Ich kann überall hinfahren.
2. Dein Tipp, um fit für lange Brevets und Rennen zu werden?
Radfahren. Bei jeder Gelegenheit. Am Ende muss man aber gar nicht so wahnsinnig fit sein, wie man zuerst denkt. Es ist ein bisschen angenehmer, wenn man trainiert ist.
3. Du bist schon ein paar Jahre auf der Langstrecke unterwegs. Was hat sich für dich in der Zeit verändert?
Ich habe mehr Selbstvertrauen, ich kenne meinen Körper und meine Fähigkeiten. Daher lasse ich mich weniger von Leuten beeindrucken, die mir erzählen wollen, wie Radfahren funktioniert.
4. Unterwegs allein draußen schlafen, für viele ist das nicht so einfach vorstellbar. Wie hast du dir das erschlossen?
Ich bin durch Dänemark gefahren (halb offiziell, weil mit Tracker im Rahmen der Transcimbrica Sommer Edition). Dort gibt es eine tolle Infrastruktur fürs draußen schlafen. Für meinen Kopf war es sehr wichtig, dass ich nichts Illegales mache. Diese Tour war unglaublich wertvoll für mich. Gemeinschaft hilft auch. Bei langen Brevets ist es ganz hübsch, dass man sich für einen Powernap in (sogenannten) EC-Hotels trifft und alle liegen dann da rum als sei das ganz normal.
5. Dein ultimativer Tipp für einen Langstrecken-Neuling?
Einfach mal probieren und die Strecke gut planen. Bei meiner ersten langen Tour (kein Rundkurs, sondern mit Ziel) habe ich mir eine Art Roadbook geschrieben. Alle Ortschaften nacheinander notiert, Supermärkte und Bahnhöfe dazu geschrieben. So habe ich die lange Strecke in kleinere Einheiten zerlegt. Vorbereitung gibt Sicherheit. Beim ersten Mal nicht gleich draußen schlafen. Ein Schritt nach dem anderen.

6. DEIN ICH VON DAMALS STARTET ZUR ERSTEN FAHRRAD-TOUR - WAS GIBST DU DIR MIT AUF DEN WEG?
Cool bleiben und nicht die Ängste anderer Leute annehmen.
7. Wer inspiriert dich auf dem Rad?
Die ersten Frauen im Zusammenhang mit der Langstrecke waren für mich Sina Witte und Juliana Bühring. Ich hatte zwei Dokumentarfilme gesehen. Davor war mir nicht klar, wie weit man mit dem Rad kommen kann. Ich hatte mir auch gar keine Gedanken dazu gemacht. Später habe ich Emily Chappell und Kajsa Tylen verfolgt, habe angefangen selbst längere Strecken zu fahren und bin dann auch bei Evas Blog gelandet.
8. Ein herausragendes Erlebnis auf dem Fahrrad?
Während des TCR (Transcontinental Race) zum Sonnenuntergang am Gipfel des Galibier anzukommen. Ich hatte drei Tage zuvor beinahe aufgegeben und war an diesem Tag schon über zwei andere Gipfel geklettert. Ich wusste, was ich an diesem Tag geleistet hatte. Das Licht war toll, ich war mehr oder weniger alleine und hatte das Gefühl, der Berg gehört jetzt mir.

9. WAS WAR DEIN GRÖSSTER FAIL UND/ODER DEIN GRÖSSTES LEARNING?
Größter Fail und größtes Learning: Nicht genug essen. Ich habe seltsamerweise ab einem gewissen Punkt keinen Hunger mehr, brauche aber natürlich dringend Energie. Es ist irgendwie logisch und trotzdem kam ich nicht darauf. Ich erinnere mich noch gut, wie plötzlich alle Lebensgeister wieder kamen, als mich mein Mann gezwungen hat, ein paar Sandwiches zu essen. Inzwischen sind immer Weingummis in der Oberrohrtasche.
Quick Questions
Radfahren/ Radsport ist für mich?
Abschalten und genießen.
Dein größter Traum?
Mit der ganzen Familie von Heidelberg nach Nizza radeln und ins Meer hüpfen.
Dein bester Lifehack fürs Radfahren?
Pannensichere Reifen
Dein Lieblings-Snack?
Im Sommer: Eis. Im Winter: Suppe (Gibt es nie! Hätte ich aber gerne.)
Was darf bei dir auf keiner Tour fehlen?
Mein Navi.
Vielen Dank an Nicole für das Interview und die Antworten!
Und wenn du noch mehr über Langstrecken und Brevets erfahren möchtest, schau dir mal diese Blogbeiträge an:
Redaktion: Eva Ullrich
Lektorat: Eva Ullrich
Layout/ Edit: Stefanie Fritzen
Header Foto: Max Kraus