All Ride With...?
Wir vom “The Women All Ride” – Kollektiv wollen die Fahrradwelt in all ihrer Vielfalt abbilden. Daher haben wir die Kategorie: ALL RIDE WITH… initiiert! Jeden Monat stellen wir hier eine einzigartige Persönlichkeit vor: Eine Person, die uns aufgefallen ist durch ihre Präsenz, ihr Aufteten, ihre sportlichen Leistungen oder dank ihrer Fähigkeit zu inspirieren und motivieren. Jede:r ist anders und einzigartig.
In Form eines Interviews können sich die vorgestellten Personen aus mehreren Fragen ihre bevorzugten auswählen und diese beantworten.
Dir fällt da auch sofort jemand ein? Dann schreibe uns eine Nachricht! Wir freuen uns über Vorschläge und können es kaum erwarten noch mehr inspirierende Persönlichkeiten kennenzulernen!
ALL RIDE WITH... Franziska Evers
aus Hamburg
Ursprünglich kommt Franziska Evers aus Bremen. Die freiberufliche Fotografin lebt nun seit 12 Jahren in Hamburg. Anzutreffen ist sie vor allem auf dem Deich, wenn Hamburg gerade erst wach wird, wenn sie nicht gerade mit dem FCSP trainiert oder mit ihrem Rennrad auf Langstrecke unterwegs ist.

Deine Pronomen
Sie / ihr
Wir treffen dich auf dem Rad an - wozu, wohin, worauf?
Früher Morgen am Deich, etwas tiefhängender Nebel und die Morgensonne, die sich ihren Weg durch den anbrechenden Tag bahnt. Ich bin schon seit einer kleinen Weile im Sattel. Ich mag es, morgens durch die schlafende Stadt an den Deich zu rollen, schon ein paar Kilometer in den Beinen zu haben, bevor die Stadt aufwacht. Frische Luft, klare Gedanken und etwas durch das Naturschutzgebiet “Die Reit” fahren. Danach Kaffee zu Hause oder im Café in der Hafen-City. Je nachdem was mein Tag so bringt. Ich bin freiberufliche Fotografin, meine Tage sind immer unterschiedlich, aber ich versuche so oft es geht, einen “Early Bird” mit in meine Wochen einzubauen.
Wie bist du zum Radfahren/Radsport gekommen?
Ich habe 2014 mit dem Eisschnelllauf angefangen. In Hamburg gibt es überraschenderweise mehrere Eisschnelllauf-Vereine und diese dürfen für das Training die Außen-Eisbahn in Planten un Blomen nutzen. Leider ergibt sich dadurch eine Trainingszeit von November bis März. Je nach Wetterlage – es ist aber auf jeden Fall ein Saison-Sport. Im Sommer habe ich immer mal versucht, das Inline-Skaten als Sommertraining in meinen Alltag zu etablieren, das hat aber nicht sonderlich gut funktioniert. Mir hat es keinen Spaß gemacht, dass man für vernünftigen Asphalt erst irgendwo hinfahren muss, um dort dann die Skates anzuziehen und loszulegen.
So kam 2017 das Rennrad ins Spiel. Beim Rennradfahren werden annähernd die gleichen Muskelgruppen trainiert und ich konnte direkt vor der Haustür “loslegen”. Man kommt relativ schnell an den Deich oder ins Grüne, das hat zum Rennradfahren gelockt.
Ich konnte günstig einen alten Stahlrahmen vom Freund einer Freundin kaufen. Erstmal zum ausprobieren. Es stellte sich raus, dass ein paar Eisschnellläufer aus meinem Verein auch im Sommer aufs Rad steigen, so hatte ich gleich Anschluss und aus dem Vorhaben, auf keinen Fall ein enges Trikot oder gar Klick-Pedale zu nutzen, ist nicht viel geworden.

Das Radfahren hat mich schnell “gekriegt”, dieses Gefühl, völlig ausgepowert von einer Tour mit Blick auf die Stadt in der Abendsonne wieder in Hamburg einzurollen, zaubert mir immer wieder ein Grinsen aufs Gesicht. Kopf leer, Beine müde – das ist für mich vollkommene Zufriedenheit. In meiner neuen “Fahrrad-Vernarrtheit” bin ich ziemlich schnell auf den Film “Brevet” von Michael Reis-Müller gestoßen. Ein Dokumentarfilm, der drei Fahrer*innen bei dem sehr bekannten Radmarathon Paris-Brest-Paris begleitet. Von Paris nach Brest und wieder zurück – in one go. Ich glaube ich kann den Film so langsam mitsprechen. 🙂
Dieses Gefühl, völlig ausgepowert von einer Tour mit Blick auf die Stadt in der Abendsonne wieder in Hamburg einzurollen, zaubert mir immer wieder ein Grinsen aufs Gesicht.
Ein Jahr später, 2019, bin ich mit drei Freunden meinen ersten Radmarathon gefahren. Das 24h-Rennen Maurice Brocco 400 mit Start in Leipzig. Seit diesem Rennen fasziniert mich die Langstrecke auf dem Rad. Lange Strecken im Sattel, einen guten Tag auf dem Rad haben, gerne mit Freund*innen, sich selbst und alle anderen besser kennenlernen und leer gefahren ins Ziel rollen. Lange Strecken in einer Gruppe geradeaus fahren konnte ich ja nun sehr gut, was mir fehlte, war etwas Training auf dem Rad, sicher Kurvenfahren, etwas Theorie und Taktik im Radsport. Ich bin dem FCSP beigetreten und seit dem späten Sommer fahre ich regelmäßig im Damentraining mit. Ich habe viel (kennen-)gelernt, nicht nur Technik, sondern auch viele tolle Fahrer*innen, und möchte keinen Mittwochabend missen!
Wer inspiriert dich auf dem Rad?
Alle Fahrer*innen, die für sich fahren, nicht viel auf die Leistung anderer schauen.
Bei welchem Event treffen wir dich als nächstes?
Hoffentlich wird die “Große Weserrunde” in Rintern stattfinden. Dort starte ich für den 300er Radmarathon.
WAS WAR DEIN WICHTIGSTES ERLEBNIS AUF DEM FAHRRAD?
Gute Frage. Ich glaube, es gibt viele wichtige Momente die ich auf dem Fahrrad erlebt habe. Ein besonders schöner Moment war das erste Morgengrauen auf der Strecke des 400er Brevets. Die Nacht war kurzweilig, Nebel der wie Watte auf den Feldern liegt und wir sind im Morgenrot durch eine Ortschaft namens „Morgenrot“ gefahren. 🙂

Was ist deine Zukunftsvision für die Fahrradbranche/-Szene?
Ich glaube, es ist eher ein Wunsch, der sich nicht direkt an die Fahrradbranche/-Szene richtet. Ich würde mich freuen, wenn das Fahrradfahren sicherer im Straßenverkehr wäre. Es ist so viel einfacher und schneller, in einer Stadt wie Hamburg das Rad zu nehmen, um von A nach B zu gelangen. Leider ist es oft mit schlechten Radwegen oder einer doofen Verkehrsleitung verbunden. Mehr Akzeptanz für Radfahrer*innen im Straßen- und Stadtverkehr, das wäre großartig!
Quick Questions
Radsport ist für Dich
… abschalten.
Dein bester RADFAHR-Lifehack?
Sitzcreme. Es macht so vieles angenehmer!
Was darf auf keiner Tour fehlen?
Ich finde Fährfahrten toll, damit kann man mich auf jeden Fall locken. 😉
Dein Lieblings-Snack?
Klassisch: Banane und Käsebrot.
Mit dieser Person möchte ich sehr gern mal fahren…
… Claus Czycholl. Hamburger Randonneur, der 7x Paris-Brest-Paris gefahren ist. Sein siebtes Paris-Brest-Paris ist er mit 72 Jahren gefahren.
Vielen Dank an Franziska für das Interview und die Antworten! Und falls du mehr über Franziskas Radsport-Leben erfahren möchtest, schau doch mal auf ihren Social Media Profilen vorbei!
Titlepic-Credits: Christian Schmid
Edit / Layout: Stefanie Fritzen
Redaktion: Johanna Jahnke